„Wir möchten in 30 Jahren immer noch zusammen dasitzen und uns anschreien.“

Benjamin Wiens ist, zusammen mit Marius Schröder, Gründer und Geschäftsführer der Third Element Aviation. Seine Begeisterung für den Modellbau brachte ihn über Umwege dazu, sein Hobby zum Beruf zu machen. Im Interview erzählt er von seinem Weg zum eigenen Unternehmen und was er seinem jüngeren Ich dafür vorher gerne mitgegeben hätte.

Benjamin, wie bist du zu Drohnen gekommen?

Also gestartet habe ich als Mechatroniker, das war meine Ausbildung. Und bin eigentlich so ein kleiner Querschläger und ein Mensch, der gerne immer wieder Veränderung hat. Ich hab damals schon die Ausbildung verkürzt und nachdem ich die Werkstattleitung übernommen hatte, wurde ich gefragt, ob ich nicht zum Verkauf umschulen möchte und war da auch sehr erfolgreich. Dann kam die Automobilkrise und ich hab mich auf dem Markt umgeschaut und habe anschließend eine Prototypenwerkstatt für Möbel für die Pflege, also Pflegeheime und Krankenhäuser, aufgebaut.

Parallel lief aber schon seit jungen Jahren der Modellbau nebenher. Das hat mir einfach massiv Spaß gemacht, diese Modelle zu bauen. Gerade Hubschrauber mit den vielen mechanischen und elektronischen Komponenten und das ganze Konfigurieren und Einstellen bis es perfekt fliegt.

Auf dem Modellflugplatz hab ich dann jemanden kennengelernt, der eine Drohnenfirma in Bielefeld hatte und er hat dann mal eine Drohne mitgebracht zum Fliegen. Ich hab insgesamt drei Jahre lang nebenberuflich für diese Firma Lackierung gemacht, bevor er mir einen Job als Produktions- und Entwicklungsleiter angeboten hat. Und somit ist dann mein Hobby zum Beruf geworden.

Und als dann dort Schluss war, war klar, dass kann nicht das Ende sein?

Wir haben an die Sache geglaubt und Marius und ich waren damals schon überzeugt, dass der Massenmarkt keine Zukunft hat, also gerade eine einfache Drohne, die nur eine Kamera hat, nichts weiter kann und manuell geflogen wird. Und man hat gesehen, dass man da bei der Preisgestaltung mit „Made in Germany“ nicht mithalten kann.

Aber es gab auch damals schon Anfragen zu automatisierten Systemen und da haben wir die Nische gesehen, um ein vernünftiges Unternehmen aufzubauen.

Ich weiß noch, dass wir bei mir im Wohnzimmer saßen mit ein paar anderen aus dem Team. Und wir haben uns darüber unterhalten, ob die Lust hätten mitzuziehen und mit ein paar Treffen war relativ schnell klar, dass die alle mitziehen wollen. Irgendwann haben Marius und ich uns angeguckt und nach ein bisschen Hin und Her gesagt, zusammen als Geschäftsführer sehen wir das als realistisch und haben schließlich mit der Third Element gestartet.

Und Drohnen begeistern dich weiterhin?

Also in erster Linie ist es immer eine kontinuierliche Herausforderung, weil wir uns an Sachen heranwagen, wo es noch keine Technologie gibt, die man einfach so kaufen kann. Es entstehen ständig neue Dinge. Dazu kommt, dass ich der Nutzung von Drohnen eine große Zukunft zuschreibe. Also sowohl für die Effizienzsteigerung sind Drohnen ein Werkzeug, zum Beispiel in der Logistik, gerade wenn irgendwelche Pakete dringend benötigt werden. Da wartet niemand, bis der Kofferraum voll ist und fährt dann los. Also auch die Nachhaltigkeit ist ein wichtiger Aspekt und im Rahmen des Machbaren.

Und wir haben uns aktuell auf diesen Transport Usecase konzentriert, aber das ist ja nur einer von Hunderten. 

Und was ist dir aus all deiner Zeit bei 3EA besonders hängen geblieben?

Da gibt es einige Sachen. Was für uns alle ein richtig toller Moment war, war, als wir nach Rekordentwicklungszeit den Erstflug gemacht haben mit der ConVecDro. Das haben wir richtig zelebriert mit Champagner und alle Leute raus aufs Feld geholt.

Da hat man einfach gesehen: das Ding fliegt! Noch nicht perfekt, aber die Basis ist da und es kann losgehen. Wir können anfangen, das System so zu bauen. Das war ein großartiger Moment.

Und eine Exit Strategie war nie ein Thema für euch?

Auf jeden Fall nicht so das klassische Exitdenken. Dieses: wir ziehen das Ding hier auf und verkaufen es dann und die Gründer gehen mit zwei Koffern voll Geld nach Hause. Das war nie mein Interesse, weil ich der Meinung bin, dass das nicht nachhaltig ist. Wir hatten ganz am Anfang ein Gründercamp mitgemacht, wo andere Gründer ihren Plan vorgestellt haben, dass sie zum Beispiel ihre App nach drei bis fünf Jahren verkaufen wollen für sechs Millionen. Und Marius und ich, wir saßen da und haben uns das angehört und waren uns einig, dass wir das nicht wollen. Wir möchten in 30 Jahren immer noch zusammen dasitzen und uns anschreien.

Und würdest du wieder gründen? Was würdest du deinem jüngeren Ich heute dafür mit auf den Weg geben?

Ja, auf jeden Fall!

Mehr Erfahrung, würde ich mir wünschen – aber die kannst du natürlich vorher nicht haben, wenn du auf einmal Gründer wirst. Also such dir Berater, die dich richtig challengen. Nicht nur einen netten Begleiter, der mitgeht und dich unterstützt. Sondern jemand, der dir wirklich Brocken vor die Füße legt, die du dann erstmal klein kriegen musst, bevor es weitergeht.

Und auf jeden Fall würde ich mitgeben, dass es auf das Team ankommt! Das ist das Wertvollste, was du hast. Das ist etwas, was ich wirklich einem Gründer, der auch in der Tech Branche aktiv werden will mit auf den Weg geben würde: achte darauf, dass du ein gutes Team zusammen bekommst, und pflege das!

#ThirdElementAviation #3EA #TheFutureIsAirborne #Drone #UAV #UAS

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